Brief - Norddeutscher Postbezirk - 1 Silber-Groschen

Verein zur Heimat- und Brauchtumspflege Ibbenbüren e. V.


Ahnenforscher-Gruppe Ibbenbüren - Unsere Themen

00. Startseite Ahnenforscher
01. Die Familien- und Ahnenforscher-Gruppe Ibbenbüren
02. Mittendrin - "Wir", Arbeitsweise, Mitglieder, Gäste und mehr
03. Genealogische Besonderheiten der Grafschaften
04. Umriss-Karte der Grafschaften und Hinweise
05. Karte der Grafschaften mit Orten und anliegenden Gebieten
06. Grafschafts-Grenzen
07. Begehung der Grenze um die Grafschaften
08. Auflistung der Bauerschaften, Orte und Kirchspiele
09. Dekanate des Kreises Steinfurt, mit Kirchen und Kirchspielen
10. Grenz-Kirchspiele zum Fürst- Bistum Osnabrück
11. Kirchspiele der Niedergrafschaft Lingen
12. Findbuch der Ahnenforscher
13. Mormonen-Batch-Nummern der Orte im Kreis Steinfurt
14. Genealogie im Staatsarchiv Münster
15. Adressen der nachbarlichen Arbeitskreise
16. Impressum, Sicherheits- und Haftungs- Hinweise
17. Suchen im Internet



03. Genealogische Besonderheiten der Grafschaften

Besonderheiten für die Ahnen- und Familienforschung in den Altgrafschaften > Tecklenburg- Lingen

Die Entstehung, die Änderungen und das Ende der Grafschaften lassen sich in Heimatbüchern, im Internet und in spezieller Fachliteratur detailliert nachlesen.
Überschläglich sollen hier kurz die Zeitabläufe verdeutlicht werden, um die Besonderheiten gegenüber den sonstigen Landesabläufen zu verstehen. Die Tecklenburger Grafenschaft entstand ungefähr 1120. Durch Kriege versuchten die Grafen ihr Territorium zu erweitern. Um 1400 haben sich die Nachbarn, die Fürstbischöfe aus den Fürstentümern Osnabrück und Münster entschlossen, die relativ große Grafschaft Tecklenburg zu beseitigen. Weil aber der Fürstbischof von Köln bei den Besitzrechten einen Anteil hatte, ließ man die Grafschaft wesentlich verkleinert bestehen, da sie keine Gefahr mehr darstellte, und kaum noch eine politische Rolle spielte. Die Tecklenburger Grafenfamilie zerstritt sich später untereinander, so dass es zur Teilung kam, auch wegen der Erbfolge der Oranier. So entstanden die Gebiete: Grafschaft Tecklenburg mit dem Hauptsitz Tecklenburg, die Obergrafschaft Lingen mit Hauptsitz Ibbenbüren und die Untergrafschaft Lingen mit dem Hauptsitz Lingen. Auch bezog man die umliegenden Grafschaften mit ein. Mit Einsetzen der Religionskriege, der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges wurden die drei Grafschaften direkt in die Religions-Abhängigkeit einbezogen. Die drei Grafschaften wurden calvinistisch-evangelisch, mit dem Gräflichen Erlass, dass alle Untertanen diesen Glauben anzunehmen hatten. Aber fast 80% der Landesbewohner waren dem kth. Glauben treu, und mussten daher eine Art Steuer zahlen. Die Geburten, Taufen, Hochzeiten und Todesfälle mussten vom evg. Pfarrer eingetragen bzw. vollzogen werden. Privat konnte dann die kth. Religion zum Zuge kommen. Ein kth. Pfarrer wurde meistens in den Grafschafts-Gebieten nicht geduldet (denunziert, verjagt, eingesperrt), daher suchte man im "Ausland" > Fürstbistum Osnabrück oder Münster, einen Pfarrer auf. Weite Fußwege waren dabei zu bewältigen. In den drei Grafschaften wurde das sehr unterschiedlich gehandhabt, auch mit zeitlichen Unterschieden oder unmenschlicher Strenge, je nach Erbfolge in den Grafschaften und Gesinnung der Vorgesetzten, hier Vögte, Rentmeister und Pfarrer: über 250 Jahre!

Daher gibt es in den Kirchenbüchern und den Mormonenabschriften sehr oft zwei Daten zu einem Eintrag. Auch bei Kinds-Tod war es üblich, dem Nächstgeborenen den Namen der/des Verstorbenen zu geben, so dass zwei oder drei gleiche Namen mit verschiedenen Daten in den Kirchenbüchern auftauchen. Für Doppelanlässe musste auch doppelt gezahlt werden!

Die vorgegebenen Vorschriften in den einzelnen Grafschaften waren unterschiedlich, wurden auch unterschiedlich angewendet. Dem "Ausland" gegenüber gab es sogar andere Regeln, auch der Geld- und Warenwert war ein anderer. Fast alle Landesbewohner waren Eigenbehörige, waren Besitztum eines Gutsherrn, eines Klosters, eines Burgherrn, der sie wie Sklaven benutzte. Für alle täglichen Vorkommnisse wie Geburt, Heirat, Tod und Erbfall galt es eine Gebühr zu zahlen.


Bei Verarmung durch viele Gebühren und Sondersteuern, schlechte Ernten, Misswirtschaft und Kriegseinwirkungen konnte eine Hofstelle neu verpachtet werden. Der Abgehende, meistens schon krank und gebrechlich, ging dann mit seiner Familie betteln.
Da die drei Grafschaften in den Bewegungsgebieten der Truppen und Soldaten zwischen Ost-West und Süd lagen, wurden mehr als anderswo Höfe beraubt, verwüstet, Seuchen eingeschleppt und ganze Ernten vernichtet, und eine Aussaat im Frühjahr somit unmöglich gemacht. Ab der Napoleonzeit wurde es in unserem Gebiet langsam besser, der Preußenkönig hatte seinen Anteil daran.
Wahrscheinlich war die mindere Größe der begrenzten Grafschaften, die Abgeschiedenheit vom großen Umfeld, die starre Religions-Ausübung und die Engstirnigkeiten der auf Macht und Geld bedachten Grafen und ihren Helfern, der Grund für die Besonderheit dieser Enklave.

Die Geschehnisse und Gräueltaten in unserer Heimat sind im Buch:
Dem Frieden die Zukunft, von Eva Berger, 1998, Kreis Steinfurt, beschrieben.





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Letzte Aktualisierung - 01.01..2011
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