| Hof Bögel-Windmeyer: Tour durch längst vergangene
Tage
-tön- Ibbenbüren. In monotonem Rhythmus kracht ein Schmiedehammer
auf den Amboss. Wie ein Pulsschlag ist das metallene Geräusch schon von weitem
hörbar. Jenseits des heißen Schmiedefeuers poltert ein hölzernes Ungetüm und spuckt
an der hinterseite staubiges Stroh aus. Von der Fachwerkhütte auf der kleinen
Anhöhe dahinter steigt jedem der Duft frisch gebackenen Bots in die Nase.
Das
einfache Leben in der Zeit der 1930er bis 1960er Jahre konnten die zahlreichen
Besucher des Brauchtumstages am Wochenende auf dem Hof Bögel-Windmeyer nachfühlen.
Die schon seit fast zwanzig Jahren vom Ibbenbürener Heimatverein veranstaltete
Erlebnisausstellung ist längst Tradition und fasziniert Jung und Alt gleichermaßen.
Unterstützt wurde der Heimatverein in diesem Jahr wieder vom Familienkreis 95.
Für Thomas Grundschöttel, Vorsitzenden des Heimatvereins, ist es vor allem wichtig,
der jüngsten Generation ein Bild davon zu vermitteln, wie mühselig früher manches
war, was uns heute so alltäglich und selbstverständlich erscheint. „Damals waren
fast alle Selbstversorger“, erklärte er. „Da musste alles in Kleinstarbeit selbst
gemacht werden - vom Spinnen bis hin zum Schweineschlachten.“ Eine bittere Zeit
sei es aber deswegen noch lange nicht gewesen: „Die Leute hatten zwar viel zu
tun, aber die Zeit war trotzdem ruhiger als heute, weniger hektisch und sehr gesellig“,
findet Grundschöttel.
27 Aussteller gaben am Samstag und Sonntag einen
Einblick in die unterschiedlichsten Facetten des damaligen Alltags; da wurden
im Dreschkasten Getreideähren vom Korn getrennt, Brote gebacken, Puppenkleider
gestickt, Glasfiguren geblasen, Körbe geflochten. Dabei durften Kinder wo es ging
tatkräftig mithelfen, zum Beispiel das Ibbenbürener Wappen zu schiefern oder das
Schmiedefeuer anzufachen. Beim Filzen erklärte Monika Keyser den Kindern, wie
schwierig es ist, Wolle auf natürliche Weise blau zu färben. Der Spruch „Hexen
und Blaufärben kann ich nicht“ komme nicht von ungefähr, schließlich müsse man
die Schafwolle stundenlang in Urin einweichen, damit es funktioniert. Das habe
sie sogar ein einziges Mal selbst ausprobiert: „Es hätte auch fast funktioniert,
aber noch einmal mache ich das nicht!“
Selbstgemachtes Spielzeug und Textilien
verkauften Hilde Otte und Hedwig Laumann vom Leprakreis Nordwalde. Mit dem Geld
soll ein Brunnenbauprojekt in Äthiopien unterstützt werden. Auch der Förderverein
des Stadtmuseums machte an einem Stand auf sich und das Museum aufmerksam. Alfons
Beier zog mit blauem Hemd (das zeigt, dass er verheiratet ist) und Korbgeflecht
auf dem Rücken als waschechter „Kiepenkerl“ von Stand zu Stand. Die Eier, die
mit jedem Schritt in der Kiepe auf dem Strohbett federten waren allerdings dann
doch nur noch aus Plastik. Stattdessen verteilte er Einladungszettel zum plattdeutschen
Gottesdienst, den Pastor Hubert Oelgemöller am Samstagabend auf dem Hofgelände
hielt. Er selbst erinnert sich noch an den Brauch, als Krämer mit ihrer Kiepe
von Hof zu Hof zogen. „Als ich klein war hatten die aber schon immer ein Pferd
mit Wagen“, so Beier.
Quelle:IVZ vom 13.09.2008 - Von Simon Tönies
IVZ Online Fotostrecke >>> http://foto.ivz-online.de/fotostrecke/Ibbenbueren/Brauchtumstage_in_Ibbenbueren/195850/3.html | |